Die Idee ist sensationell, der Preis ist mit knapp 23 Euro auch der Knaller. Da hört es aber mit dem Lob leider auch schon wieder auf, weil das Set einfach viel zu viele kleine und große Mängel aufweist.
Fangen wir mit der Anleitung an. Sie wurde offensichtlich als erstes in die Packung gelegt und danach die zahlreichen Teiletüten in den Karton gequetscht. Entsprechend verknickt war das dicke Heft dann auch. Die Druckqualität ist in Ordnung, die Bauschritte ebenfalls, aber die vorigen Schritte komplett in Grau zu zeigen ist bei Sets dieser Komplexität problematisch. Insgesamt finden sich auf 80 Seiten 108 Bauschritte und eine Teileliste. Aufkleber sind auch dabei, aber die wurden bei uns nicht verwendet.
Die Bautechniken sind eigentlich okay, aber es wird an mehr als einer Stelle geschummelt und getrickst, dass sich teilweise die Balken biegen. Die schlimmste illegale Bautechnik findet man an der A-Säule des Fahrerhauses, da sind die 5er Achsen viel zu lang, so dass sich die ganze Front kräftig nach unten wegbiegt. Pythagoras sagt, hier gehört eine Achse der Länge 4,4 hin. Die gibt es natürlich nicht, aber dann muss man das eben anders konstruieren.
Der erste richtige Augenroller beim Bauen ist allerdings die Zahnradmechanik für die Stützen. Hier sagt die Anleitung mit deutlichen Hinweisen und einer geschummelten Abbildung, dass man die bitte absolut spiegelsymmetrisch zusammenstecken möge. Das ist allerdings unmöglich, da das mathematisch bei vier identischen Zahnrädern mit durch 4 teilbarer Anzahl der Zähne nicht aufgehen kann. So sind die Stützen später auf beiden Seiten nicht symmetrisch und der Kran steht schief. Außerdem werden in der Mechanik der Stützen Friction-Pins verbaut, so dass hinterher alles furchtbar schwergängig ist und quietscht. Und, ja, wir haben natürlich darauf geachtet, dass die Achsen und Zahnräder ordentlich frei drehbar sind.
Der zweite Aufreger ist die Befestigung der Schnur auf der Rolle. Die Anleitung sagt: Schnur durch die beiden Löcher in der Rolle stecken und verknoten. Dadurch geht die Schnur natürlich quer durch die Rolle, so dass sie nicht mehr über die Kreuzachse passt. Lösung: ein kurzes Ende in eins der beiden Löcher stecken und dann ohne Knoten auf die Kreuzachse schieben. Die Klemmkraft hält bombenfest.
Außerdem finden sich mehrere Stellen in der Anleitung, bei denen man die Reihenfolge anzweifeln kann oder bei denen man besonders lange Finger braucht, um bei diversen Pins Gegendruck im Inneren des Modells ausüben zu können.
Und an mindestens einer Stelle hängen diverse Komponenten in der Luft, als hätte der Designer keine Ahnung mehr gehabt, was er mit den Teilen ursprünglich machen wollte.
Erfahrene ältere Kinder und Erwachsene sollten aber keine Probleme haben, das Modell in etwa zwei Stunden zusammenzubauen.
Konstruktive Mängel sind die fehlende Arretierung des Teleskoparms und der Fadenspule (hängen mehr als ein paar Gramm am Haken, schiebt sich der Arm wieder zusammen bzw die Schnur spult sich ab) und der geringe Hubwinkel des Arms. Bei der Lenkung tritt dasselbe Problem auf wie bei dem 10-Euro-Hubwagen von Lego: der maximale Lenkwinkel ist bei dieser Konstruktion arg begrenzt, was bei einem langen Radstand zu einem riesigen Wendekreis führt. Aber man will damit ja auch nicht Slalom fahren, insofern sei das hier nur erwähnt. Hinzu kommt, dass die Radachsen sehr schwerfällig drehen, weil sie teilweise durch 7 Liftarme geführt werden. Die Präzision ist offensichtlich nicht 100% perfekt, und so läuft das alles nicht ganz so geschmeidig.
Die Teilequalität ist im großen und ganzen in Ordnung, die Oberflächen sind sehr selten nicht ganz perfekt und einige Pins sind nicht ganz gratfrei gegossen. Es passt aber alles ordentlich zusammen. Negativ fällt allerdings auf, dass Buchsen und Zahnräder teilweise sehr locker auf den Achsen sitzen, so dass einem unter anderem die Kurbel für die Drehung des Krans häufig entgegenfällt und die Schnecke für die Stützen eine große Beweglichkeit aufweist, so dass dort früher oder später eins der äußeren Zahnräder abfällt.
Fazit: Insgesamt zu viele Mängel, sowohl bei der Konstruktion als auch beim Bau und bei den Funktionen. Sieht aber schön aus und kostet nicht viel, und es sind sehr viele auch große Teile dabei, so dass man problemlos andere schöne Modelle daraus bauen kann.
Großzügig gebe ich hier drei Sterne, aber nur weil es in der Preisklasse nichts Vergleichbares gibt.